Die Entscheidung für eine geeignete Rechtsform ist entscheidend, wenn man sich selbstständig machen möchte. In Deutschland gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich als Selbstständiger zu organisieren. Zwei der häufigsten Rechtsformen sind der Freiberufler und der Einzelunternehmer. In diesem Artikel beleuchten wir die Unterschiede zwischen diesen beiden Rechtsformen, ihre Vor- und Nachteile sowie wichtige Aspekte, die bei der Wahl zu beachten sind.

1. Definitionen: Freiberufler und Einzelunternehmer

Bevor wir in die Details einsteigen, ist es wichtig, die beiden Begriffe zu definieren.

Freiberufler

Freiberufler sind Selbstständige, die in einem der sogenannten freien Berufe tätig sind. Dazu gehören Akademiker und auf bestimmte Qualifikationen angewiesene Berufe wie Ärzte, Anwälte, Steuerberater, Architekten, Künstler und viele mehr. Freiberufler sind von der Pflicht zur Gewerbeanmeldung befreit und müssen sich lediglich beim Finanzamt registrieren https://finom.co/de-de/business-account/gbr/

Einzelunternehmer

Ein Einzelunternehmer ist eine Person, die ein gewerbliches Unternehmen betreibt. Diese Rechtsform ist die einfachste und am weitesten verbreitete unter den Unternehmern. Ein Einzelunternehmen ist nicht rechtlich von der Person des Unternehmers getrennt, was bedeutet, dass der Inhaber persönlich für die Schulden des Unternehmens haftet. Einzelunternehmer müssen ihr Gewerbe beim zuständigen Gewerbeamt anmelden.

2. Anmeldung und rechtliche Rahmenbedingungen

Ein zentraler Unterschied zwischen Freiberuflern und Einzelunternehmern liegt in der Anmeldung und den damit verbundenen rechtlichen Rahmenbedingungen.

Freiberufler

Für Freiberufler ist es nicht erforderlich, ein Gewerbe anzumelden. Sie müssen sich lediglich beim Finanzamt registrieren, um ihren Status als Freiberufler zu dokumentieren. Diese Anmeldung ist in der Regel unkompliziert und kann schnell durchgeführt werden. Freiberufler müssen keine Gewerbesteuer zahlen und haben weniger bürokratische Hürden zu überwinden.

Einzelunternehmer

Im Gegensatz dazu müssen Einzelunternehmer ein Gewerbe anmelden. Dazu sind sie verpflichtet, sich beim lokalen Gewerbeamt zu registrieren und einen Gewerbeschein zu beantragen. Die Anmeldung kann mit Kosten und einem gewissen bürokratischen Aufwand verbunden sein. Nach der Anmeldung müssen Einzelunternehmer auch die Gewerbesteuer zahlen, was eine zusätzliche finanzielle Belastung darstellt.

3. Steuerliche Aspekte

Die steuerliche Behandlung ist ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Freiberuflern und Einzelunternehmern.

Freiberufler

Freiberufler unterliegen der Einkommensteuer und führen in der Regel eine einfache Einnahmen-Überschuss-Rechnung (EÜR) durch. Sie sind von der Umsatzsteuer befreit, solange ihr Umsatz eine bestimmte Grenze nicht überschreitet. Freiberufler haben zudem die Möglichkeit, ihre Aufwendungen als Betriebsausgaben geltend zu machen, was zu einer effektiven Reduzierung der Steuerlast führt.

Einzelunternehmer

Einzelunternehmer hingegen müssen Umsatzsteuer abführen, es sei denn, sie greifen auf die Kleinunternehmerregelung zurück, die es ihnen ermöglicht, von der Umsatzsteuer befreit zu bleiben, solange sie bestimmte Umsatzgrenzen nicht überschreiten. Die steuerlichen Anforderungen sind etwas komplexer, da Einzelunternehmer neben der Einkommensteuer auch Gewerbesteuer zahlen müssen. Es kann ratsam sein, einen Steuerberater zu Rate zu ziehen, um die Steuerlast zu optimieren.

4. Haftung und Risiko

Ein weiterer wichtiger Aspekt, den es zu berücksichtigen gilt, ist die Haftung und das damit verbundene Risiko.

Freiberufler

Freiberufler haften in der Regel mit ihrem persönlichen Vermögen, jedoch können sie sich oft durch den Abschluss einer Berufshaftpflichtversicherung gegen Schäden absichern, die aus ihrer Berufsausübung resultieren. Insbesondere in beratenden Berufen ist dieses Risiko relevant, da Klienten Schadensersatzansprüche geltend machen können.

Einzelunternehmer

Einzelunternehmer haften ebenfalls persönlich für die Schulden des Unternehmens, was ein höheres finanzielles Risiko darstellt. Wenn das Unternehmen in finanzielle Schwierigkeiten gerät, können auch das private Vermögen sowie persönliche Ersparnisse betroffen sein. Daher ist es für Einzelunternehmer besonders wichtig, risikoaverse Strategien und gegebenenfalls eine betriebliche Haftpflichtversicherung in Betracht zu ziehen.

5. Vorteile und Nachteile der Rechtsformen

Beide Rechtsformen haben ihre Vor- und Nachteile, die bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt werden sollten.

Vorteile von Freiberuflern

  • Weniger bürokratischer Aufwand: Freiberufler haben geringere Anforderungen an die Buchführung und weniger bürokratische Hürden.
  • Keine Gewerbesteuer: Einsparungen durch den Verzicht auf Gewerbesteuer.
  • Einfache Registrierung: Die Anmeldung beim Finanzamt ist unkompliziert und schnell.

Nachteile von Freiberuflern

  • Begrenzte Branchen: Die Möglichkeit, als Freiberufler tätig zu sein, ist auf bestimmte Berufe beschränkt.
  • Persönliche Haftung: Auch Freiberufler haften persönlich für Schäden und Verbindlichkeiten.

Vorteile von Einzelunternehmern

  • Flexibilität: Einzelunternehmer können in nahezu allen Branchen tätig sein.
  • Unabhängigkeit: Als Einzelunternehmer entscheiden Sie über die Geschäfte und die Ausrichtung Ihres Unternehmens.

Nachteile von Einzelunternehmern

  • Persönliche Haftung: Das persönliche Risiko ist höher, da das gesamte Vermögen im Falle von Schulden oder finanziellen Schwierigkeiten des Unternehmens gefährdet ist.
  • Bürokratischer Aufwand: Die Anmeldung und Buchführung für ein Einzelunternehmen bringen zusätzliche Verpflichtungen mit sich.

6. Fazit

Die Entscheidung, ob man als Freiberufler oder als Einzelunternehmer agieren möchte, hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die jeweiligen beruflichen Anforderungen, die persönliche Risikobereitschaft und die geplante Geschäftstätigkeit. Während Freiberufler gegenüber Einzelunternehmern durch weniger bürokratischen Aufwand und geringere Steuern profitieren, hat der Einzelunternehmer den Vorteil, in einer breiteren Palette von Branchen arbeiten zu können.

Bevor Sie sich für einen der beiden Wege entscheiden, sollten Sie umfangreiche Recherchen anstellen und im besten Fall einen Steuerberater oder Rechtsanwalt zu Rate ziehen. Die Entscheidung über die richtige Rechtsform hat langfristige Auswirkungen auf die Geschäftstätigkeit, die Finanzierung und den rechtlichen Schutz. Wenn Sie darüber nachdenken, ein kleingewerbe anzumelden oder als Freiberufler zu arbeiten, ist es wichtig, die verschiedenen Aspekte gründlich zu prüfen. Eine wohlüberlegte Entscheidung wird Ihnen helfen, erfolgreich in die Selbstständigkeit zu starten.